Politik und Gesellschaft

Präsident Trump: Deshalb hat er Rex Tillerson gefeuert

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Wer kennt das nicht? Auf einmal macht der beste Freund, die beste Freundin per WhatsApp mit einem Schluss, aus heiterem Himmel, denn es war doch alles in Ordnung! Oder etwa doch nicht?

Manchmal lebt der eine in einer Welt der kognitive Dissonanz, während der andere schon längst den Durchblick hat. So erging es zumindest Rex Tillerson, als er am Dienstag morgen auf einen Tweet seines Vorgesetzten Donald Trump aufmerksam gemacht wurde. Überraschter konnte er wohl kaum sein, obwohl der Stabschef des Weißen Hauses, John F. Kelly ihn freitags bereits telefonisch vorgewarnt hatte, dass es da wohl bald eine Nachricht des Präsidenten auf Twitter gäbe, die ihm weniger gut gefallen würde. Und so war es dann sicherlich auch. Da las er zu seinem wohl großen Erstaunen:

„Mike Pompeo, Direktor der CIA, wird unser neuer Außenminister. Er wird einen fantastischen Job machen! Vielen Dank an Rex Tillerson für seine Dienste! Gina Haspel wird die neue Direktorin der CIA und die erste Frau, die so gewählt wurde. Herzlichen Glückwunsch an alle!“

Er war wahrscheinlich nicht der erste, der erfuhr, dass er gefeuert war, wie man an den Antwort-Tweets erkennen konnte. Gefeuert, denn es war sein Job und sein Nachfolger wurde auch bereits genannt. Eigentlich wollte er sofort alles hinwerfen aber Trump hat ihn offenbar während eines Telefongesprächs, das drei Stunden später stattfand, davon überzeugen können, noch bis zum 31. März bis Mitternacht im Amt zu bleiben.

Die Kommentare auf Twitter sind nicht gerade freundlich, die meisten scheinen allerdings nicht von seinen Wählern zu kommen. Eine Person spricht offen aus, sie würde bedauern, ihn gewählt zu haben, während ein anderer nach Antworten ringt und meint, Trump habe doch gesagt, dass er den Sumpf trocken legen würde. Ja, seinen eigenen Sumpf, sagen einige, denn es seien insbesondere die Leute, die er selbst eingestellt habe, die jetzt gehen müssten. Andere schrieben: Er ist doch selbst der Sumpf.

Und außerdem sei es feige, jemanden per Twitter zu feuern, ohne ihm vorher Bescheid gegeben zu haben. Ob Trump hier wohl an eine Retourkutsche gedacht hat, da Tillerson ihn vor einigen Monaten einen Idioten genannt haben soll? Viele vermuten allerdings, dass der plötzliche Abschied eher damit zusammenhängt, dass Tillerson Theresa May unterstützt hat, die kürzlich behauptete, dass Putin einen russischen Ex-Spion und erklärten Gegner umgebracht habe, der sich im UK aufhielt und dort für den Geheimdienst tätig war.

Die Stimmung ist emotional aufgeladen. Teilweise enttäuscht, manchmal hasserfüllt und sehr selten hat jemand Verständnis, insbesondere für die Art und Weise, in der Tillerson gefeuert wurde.

Wenn wir uns die Fakten allerdings genau anschauen, dann sehen wir, dass es schon sehr lange zwischen dem Präsidenten und seinem Außenminister geschwelt hat.

In einigen wichtigen Punkten hatten sie eine völlig verschiedene Meinung zur Außenpolitik. Das betraf zum Beispiel das Pariser Klimaabkommen, bei dem Tillerson drin bleiben wollte, sowie den Iran-Deal aus der Regierung Obama, den Trump beenden wollte, Tillerson aber nicht,  sowie die Vorgehensweise bezüglich Nordkorea.

Trump wird auch Probleme damit gehabt haben, dass Tillerson die bisher unbestätigte Meinung von Theresa May übernommen hat und Russland sofort zum Täter erklärte, ohne die entsprechenden Untersuchungen abzuwarten. Tillerson sprach von einem Wendepunkt in den russischen Beziehungen und dass dieses Ereignis dazu führen könnte, aggressiver zu handeln.

„Es wird sicherlich eine Reaktion auslösen.“

Inzwischen hat Trump klar und deutlich erklärt, dass er erst abwarten möchte, zu welchen Ergebnissen die Engländer kommen. Er würde mit Theresa May diesbezüglich heute noch telefonieren.

Ein übereiltes Handeln wäre eine gefährliche Entwicklung, die wir alle nicht wollen. Seit der Wahl Trumps zum Präsidenten und davor wird von einer Verwicklung seinerseits und seines Teams mit Russland gesprochen und deshalb wurde sogar ein Sonderermittler – der ehemalige FBI-Direktor Mueller – eingesetzt, hier zu untersuchen. Viele Amerikaner hatten Angst, dadurch an die Schwelle eines weiteren Weltkrieges zu geraten und sind froh, dass sich endlich eine Entspannung angekündigt hat, zumal das Russen-Dossier, das zu dieser Untersuchung geführt hatte, sich in vielen Punkten als unwahr herausgestellt hat.

Die New York Times beschreibt das Verhältnis zwischen Trump  und Tillerson folgendermaßen:

„Es war ein abruptes Ende – nach monatelangen Spekulationen – einer felsigen Amtszeit für einen ehemaligen Ölmanager, der nie mit dem Präsidenten, der ihn angeheuert hatte, wirklich in Kontakt kam. Herr Tillerson kollidierte wiederholt mit dem Personal des Weißen Hauses und brach öffentlich mit Herrn Trump in Fragen, die von der Auseinandersetzung zwischen Saudi-Arabien und Katar bis zur amerikanischen Antwort auf Russlands Cyber-Aggression reichen.“

„Wir dachten nicht wirklich dasselbe,“ erklärte Donald Trump Reportern am Weißen Haus, seine Entscheidung, Rex Tillerson zu ersetzen. „Wirklich, es war eine andere Einstellung, ein anderes Denken.“

In diesem Video erklärt Präsident Trump seine Entscheidung persönlich:

Jetzt, wo Tillerson bald geht, wird die öffentliche Kritik an ihm immer lauter. Er habe es versäumt, schnell ein vertrauenswürdiges Team an Führungskräften auszuwählen und hätte vielen Abteilungen keine Richtung vorgegeben, sodass der Prozess der Entscheidungsfindung behindert wurde. Er habe das Außenministerium erstaunlich schlecht geführt, wobei man doch eigentlich gedacht habe, dass das wichtigste Kapital eines ehemaligen Top-Geschäftsführers seine Führungsqualitäten wären. Aber genau daran habe es gemangelt.

Präsident Trump: „Rex und ich reden schon seit langem darüber. Wir haben uns gut verstanden, aber wir waren uns nicht einig.“

Dies sei anders mit Mike Pompeo. Hier gäbe es viel mehr Schnittpunkte bezüglich einer gemeinsamen politischen Agenda. Deshalb würde er mit Zuversicht in die Zukunft schauen.

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