Kanye West ist ein Trump Supporter der ersten Stunde. Als er das 2016 von der Bühne herunter verkündete, wurde er ausgebuht und das Konzert war Geschichte. West war am Ende, zog sich zurück und auch Kim Kardashian, seine Frau, hielt sich ziemlich bedeckt. Es krieselte in der Ehe. Was sich inzwischen wieder gelegt hat. Der beste Beweis ist Baby Chicaco West.
Kanye ist ein Sensibelchen, eine – wie wir meinen – sehr angenehme Eigenschaft unter den Männern. Er fühlt stark, aber er kann es noch nicht so richtig aushalten. Er braucht Rückzugsorte. Und manchmal ist er auch ein kleiner Philosoph. Nannte sich selbst nicht mehr Ich sondern Wir. Die FAZ hat’s nicht verstanden. Den alten C.G. Jung hätte es gefreut.
Denn sprach nicht auch er von einem Ich, einem Es und einem Über-Ich?
Und in der heutigen spirituellen Welt ist gar die Rede von einem Ego, das man besiegen und einem Höheren Selbst, das man werden soll. Wie sehr Kanye in sich gegangen ist, zeigt auch folgender Tweet:
I don’t subscribe the term and concept of God fearing. That’s a dated mentality that was used to control people. We are in the future. If God is love and love it’s the opposite of fear then…??♂️ to fear God makes no sense ?♂️?♂️?♂️?♂️?♂️
— KANYE WEST (@kanyewest) April 21, 2018
„Ich unterschreibe nicht das Konzept, nachdem man Gott fürchten sollte. Das ist eine veraltete Mentalität, die benutzt wurde, um Menschen zu kontrollieren. Wir sind in der Zukunft. Wenn Gott Liebe ist, und Liebe das Gegenteil von Angst ist, dann macht es keinen Sinn, Gott zu fürchten.“
Wenn Kanye West nun meint, er sei das „Wir“ und nicht mehr das „Ich“, zumindest, wenn er an seinem Buch schreibt, denn das „Ich“ kommt in späteren Tweets durchaus vor.
Ist das dann nicht sogar ein Schritt in die richtige Richtung? Denn das Höhere Selbst, wenn wir einmal davon ausgehen, soll ja nichts anderes sein, als ein Teil von uns selbst. Es sei lediglich auf einer höheren Bewusstseinsstufe, sagt man, es wisse und würde nicht mehr nur glauben, wie das Ego, das eigentlich nichts weiß.
Hat Kanye also den Sprung geschafft, indem er tweetete, dass er sich eher als „Wir“ fühlt und nicht so sehr als „Ich“?
Wir wissen es nicht, aber eines ist sicher: Er hat sich offenbar befreit aus einem Matrix-Denken, in dem die meisten seiner Kollegen noch tief drinstecken. Sie folgen einfach ihrem Meister, wer immer das auch sein mag und lassen sich dabei auf die abscheulichsten Dinge ein, wie neulich gerade wieder aufgedeckt wurde.
I will work on this „book“ when I feel it. When We sit still in the mornings We get hit with so many ideas and so many things We want to express. When I read this tweet to myself I didn’t like how much I used the word I so I changed the I’s to We’s.
— KANYE WEST (@kanyewest) April 18, 2018
„Ich werde an diesem „Buch“ arbeiten, wenn ich es fühle. Wenn wir morgens still sitzen, werden wir von so vielen Ideen und Dingen getroffen, die wir ausdrücken wollen. Als ich mir diesen Tweet vorgelesen habe, mochte ich nicht, wie sehr ich das Wort „I’s“ verwendet habe, also habe ich das „I’s“ in „We’s“ geändert.“
Uns gefällt das durchaus. Es hat was Philosophisches, über das man nachdenken könnte. Endlich mal kein platter Promi mit gehirngewaschenen Einheitsgedanken, die offenbar für eine erfolgreiche Karriere Voraussetzung sind. Sondern einer, der mutig genug ist, den Mund aufzumachen, gegen den Strom zu schwimmen und zu dem zu stehen, was er glaubt. Und der dennoch Erfolg hat. Die Fans dürfen sich auf zwei neue Alben freuen.
Das darf dann ruhig auch ein bisschen schräg sein. Wir mögen schräg.
Kanye West trifft Trump im Dezember 2016