Politik und Gesellschaft

Asylsuchende Russen erleben in den USA ein Martyrium der besonderen Art

Pinterest LinkedIn Tumblr

Die New York Times berichtete diese Woche von zwei jungen russischen Ärzten, die in die USA geflohen waren, um dort Asyl zu suchen. Dort erkannten sie schnell, dass ihr Traumland nicht das ist, was sie sich vorgestellt hatten. Die bittere Wahrheit lautete am Ende, dass sie Russland verlassen hatten, um an einen Ort zu kommen, der nicht besser ist.

 

Audio

Ein russisches Arzt-Ehepaar war gegen den Krieg und sie hätten offen gegen den Krieg demonstriert. Im Krankenhaus, wo sie arbeiteten, wären sie deshalb bereits aufgefallen, denn sie hätten gewisse Verpflichtungen nicht unterschrieben.

Ihre Aktivitäten gingen noch weiter. So schrieb die junge Ärztin, Shemiatina, auf Instagram:

„Ich rufe die Russen auf, die Wahrheit zu sehen und den Lügen der russischen Medien nicht zu glauben.“

Sie hatten Angst, als Ärzte zu jenen zu gehören, die für den Krieg eingezogen werden würden. Irgendwann fielen sie dann nicht nur bei ihrem Arbeitgeber sondern auch den Behörden auf. Als ihre Konten gesperrt wurden, tauchten sie unter. Das war der Zeitpunkt, als die Polizei bereits nach ihnen suchte und so entschlossen sie, zu fliehen.

Für Europa bekamen sie keine Ausreisegenehmigung, aber es gelang ihnen die Ausreise nach Mexiko. Von dort ging es dann weiter in die Vereinigten Staaten.

Aber anstatt dass man sie in den USA mit offenen Armen empfangen würden, wurden sie sofort festgenommen, getrennt und in Lagern untergebracht, die mehr Gefängnisse waren. Der 28-jährige Ehemann, Shevchuk, konnte vorher noch schnell die Eheringe in seinem Rucksack verstecken, als sie aufgefordert wurden, alle Wertgegenstände abzugeben. In einem späteren Interview erklärte er:

„Als wir Russland verließen, dachte ich, dass unser Leid ein Ende hätte. Ich fühle mich hilflos.“

Womit die wenigsten Russen gerechnet haben, ist, dass sie, wenn sie über die Südgrenze der USA illegal einreisen, in Camps untergebracht werden, die Gefängnissen ähneln. Im Februar 2022 wären es fast 22.000 Russen gewesen, im ganzen Jahr 2020 noch nicht einmal 500.

Nach der Inhaftierung hatten sie dann einige Wochen später die  Möglichkeit, die politische Verfolgung, die zum Asyl führen könnte, nachzuweisen. Aber genau die nahm man dem jungen Paar bei der Einreise ab. Handys und Laptop wurden konfisziert, sie hattten dort alle Belege gespeichert, zusammen mit ihren politischen Aktivitäten in Russland, die sich gegen Putin richteten.

Russen, die geflohen sind, dachten, sie würden „Verbündete in Amerikas Bemühungen um Demokratie in Russland und der Ukraine willkommen geheißen werden“.

Eine andere Russin, Olga Nikitina, fand stattdessen das Gegenteil.

„Die ganze Zeit, die ich dort war, haben sie uns wie Müll behandelt.“

Ihrem Mann sei gesagt worden, dass sie als illegale Einwanderer keine Rechte hätten.

Der 25-jährige Ivan, ein anderer Russe, hat sein Asylverfahren verloren und wird abgeschoben werden. Er hat Angst davor, denn er glaubt, dass ihn in Russland die Todesstrafe erwartet. Ihm wäre lieber gewesen, er wäre gleich an der Grenze erschossen worden, als sieben Monate lang im Gefängnis zu sitzen.

Die beiden jungen Ärzte gehen derweil durch das Martyrium ihres Lebens. Nicht in Russland, sondern in den USA. Nachdem der Mann durch einen anderen Asylanten bedroht wurde, möchten sie verlegt werden. Ein Wärter soll dem jungen Arzt dazu Handschellen angelegt und ihn zu Boden gestoßen haben, wobei er mit dem Kopf auf dem harten Boden aufschlug und seine Nase blutete. Er sagte später:

„Mir wurde klar, dass ich Russland verlassen hatte, um an einen Ort zu gelangen, der genau wie Russland war.“

Nachdem er in einen Hungerstreik getreten war, bei dem er 30kg abgenommen hatte, wurde die gemeinnützige Hilfsorganisation ISLA auf das Paar aufmerksam und verlangte die Freilassung. Die Einwanderungsbehörde war damit einverstanden, aber nur, wenn jeder der beiden eine Kaution von 15.000 Dollar hinterlegte. Später wurde der Betrag auf jeweils 10.000 Dollar reduziert.

Die junge Frau hatte schon seit einer Weile Schmerzen im Beckenbereich, aber die Ärzte konnten nichts finden. Eines Tages wurde sie bewusstlos in ihrem Zimmer gefunden. Außerdem hatte sie Krämpfe. Nun diagnostizierten die Ärzte ein nicht näher bezeichnetes neurologisches Problem. Sie war nicht mehr in der Lage, zu laufen. Obohl ihre Anwältin nun aus gesundheitlichen Gründen ihre Entlassung aus der Haft forderte, wurde sie wieder zurück in das ICE-Gewahrsam geschickt.

Dann geschah ein kleines Wunder, denn es gab offenbar eine Sammelaktion, initiiert durch einen Russen, bei der das von den Einwanderungsbehörden geforderte Geld zusammenkam, und so konnte Shemiatina im November nach New Orleans fahren, da ihr Mann ebenfalls freigelassen worden ist. Mit einer Schiene am Bein konnte sie inzwischen wieder etwas laufen.

Nun zeigte sich, dass es gut war, dass ihr Mann die beiden Eheringe in seinem Rucksack versteckt hatte, denn so konnte er seiner Frau ihren eigenen wieder anstecken, die nun meinte, sie sei glücklicher, als sie bei ihrer Hochzeit gewesen sei.

Der letzte Absatz der New York Times lautet dann auch:

„Aus seinem Rucksack holte Herr Schewtschuk den Ehering hervor, den er sechs Monate zuvor versteckt hatte. Er steckte ihn an den Finger von Frau Shemiatina.“

Diese mit Romantik durchsetzte Geschichte ist ja sehr schön …

… und zeigt, dass wahre Liebe in Kriesenzeiten vielleicht sogar noch mehr wachsen kann. Aber gerne hätte ich noch gelesen, wie es denn nun mit den Asylanträgen weitergegangen ist.

Sind die beiden denn inzwischen wieder im Besitz ihrer Beweise, die sie für einen Asylantrag vorbereitet hatten? Haben sie also ihre Hardware wiederbekommen, ihre Handys, den Laptop?

Und so sehr sich beide sicherlich darüber freuen, dass sie wieder zusammen sein können: Was haben diese sieben Monate Haft bei ihnen bewirkt? Wie denken sie heute über ihre Flucht aus Russland?

Offen bleibt auch, warum Shemiatina glücklich war: Vermutlich, weil sie wieder mit ihrem Mann zusammen war. Aber die New York Times lässt noch ein kleines Türchen offen, denn vielleicht war es auch, dass sie ihre Entscheidung, in die USA auszureisen, nun nicht mehr bereute?

Ich würde auch gerne wissen, woher sie die Informationen haben, dass man über die südliche Grenze sicher in die USA einwandern kann. Und auch, ob ihnen denn gar nicht bewusst ist, dass auch die USA sich inzwischen sehr verändert hat.

Nun, wo sie der Meinung sind, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sind, werden sie trotzdem weiterhin Asyl beantragen? Würden sie heute, nachdem sie wissen, wie sie aufgenommen worden sind, noch einmal nach Amerika auswandern wollen? Diese Fragen wurden von der New York Times offenbar nicht gestellt.

Ein amerikanischer Freund, der jahrelang in Moskau gelebt und gearbeitet hatte, hat dort genau das Gegenteil erlebt.

Ihm hat die russische Mentalität gefallen, die Loyalität seiner Kollegen und offenbar auch der Lebensstil, das allgemeine „Klima“ in Moskau. Vor allem empfand er die russischen Menschen als spürbar herzlich. Als seine amerikanische Firma ihn wieder zurückbeorderte, war er darüber nicht sehr glücklich. Er würde sie vermissen. Noch heute denkt er mit Wehmut an diese Zeit zurück.

Er, der Amerikaner, wäre am liebsten in Russland geblieben.

Quelle: (hier)

***

In eigener Sache:

Im März 2020 haben viele von Ihnen dieser Seite geholfen, weiterzumachen. Das war, als ich dachte, ich müsste Tagesereignis aufgeben, da ich die Seite bis dahin aus eigener Tasche finanzierte und dabei deshalb hohe Opportunitätskosten hatte, weil ich durch den hohen Arbeitsaufwand für die Seite andere, lukrative, Möglichkeiten aufgeben musste.

Im Juli 2021, nach etwa 15 Monaten, hörte die Spendenbereitschaft relativ plötzlich auf. Ich dachte zuerst, es liegt an den Ferien, aber danach ging es auch nicht weiter. Die Opportunitätskosten verschlingen seitdem wieder meine Rücklagen, der Arbeitsaufwand ist weiterhin hoch.

Nicht weiterzumachen wäre sehr schade, denn ich mache das wirklich sehr gern. Da ich selbst recherchiere und schreibe ist das eine sehr zeitfüllende tägliche Arbeit. Aber anders kann und will ich nicht arbeiten, so habe ich das einmal gelernt.

Wer die Wahrheit spricht, den sperrt PayPal. Das war allerdings erst im Januar 2022. Begründung: Wir mögen Ihre Beiträge nicht. 😀 Ich musste an dieser Stelle tatsächlich lachen, als ich das las. Es ging also nicht um einen Verstoß, sondern um die Fakten und eventuell auch um die Meinung, die ich gelegentlich dazu schreibe. Für die Fakten kann ich nichts und natürlich ist die Pressefreiheit noch einmal ganz besonders geschützt. Ich werde mich selbstverständlich dem PayPal-Meinungsdiktat nicht beugen.

Ich habe PayPal danach nie kontaktiert, denn mein Vertrauen in diese Institution ist hinüber und das reicht für einen Schlussstrich auch bei mir. Meine PayPal-Abonnenten haben in der Mehrzahl dann leider keine andere Option wahrgenommen, mich weiter zu unterstützen.

Wenn Sie, wie ich, auch möchten, dass Tagesereignis weiter existiert, dann würde mich das sehr freuen. Aber ich kann nur mit Ihrer Unterstützung weitermachen und auch nur dann, wenn ich meine Rücklagen nicht mehr angreifen muss (die reichen leider nicht ewig).

Mir ist bewusst, dass viele meiner Leser nicht mehr zahlen können. Ich spreche hier nur diejenigen an, die das heute auch wirklich noch können!

Alle anderen würde ich bitten, etwas anderes zu tun, nämlich die Tagesereignis-Beiträge möglichst dort zu verlinken, wo viele sie sehen. Das hilft uns sehr, neue Abonnenten zu gewinnen.

Bitte denken Sie auch an Maria, die meine Beiträge als Video einbindet. Sie macht das auch pro bono. Eine Unterstützungsmöglichkeit für sie finden Sie auf ihrem Rumble-Kanal Tagesereignis, auf den sie die Beiträge hochlädt. Wenn sie mich unterstützen wollen, dann freue ich mich, wenn sie das hier tun.

Tagesereignis wurde gegründet, um den Menschen Hoffnung zu schenken. Ich würde Ihnen gerne weiter vermitteln, welch ein positives Gefühl mich selbst in diesen Zeiten begleitet, wenn ich an die Zukunft der Menschheit denke. Seit meiner Jugend wusste ich, dass eine ganz besondere Zeit kommen würde. Ich wusste nicht, was es sein würde, aber als sie da war, da wusste ich, dass es das ist. Und auch, dass wir es schaffen werden!

Hier können Sie uns unterstützen:

Tagesereignis Journalistin: hier
Tagesereignis Video: hier

Vielen ❤️lichen Dank!

***

🔴 Seit einiger Zeit finden wir uns abends um 21:30 Uhr und/oder morgens um 8:00 Uhr zusammen, um gemeinsam die Basis für einen weltweiten, dauerhaften Frieden zu schaffen. Wer sich angesprochen fühlt, mag mit uns einige Minuten lang um eine friedliche, gerechte neue Zeit meditieren oder beten, bitten, sich vorstellen, den Frieden fühlen – so, wie es für Sie am besten passt. Wir haben uns hier den Initiatoren und Lesern des Buches „Nur mit dem Herzen sieht man gut“angeschlossen und freuen uns, wenn auch Sie mitmachen!

***

Ein Buch, das hilft, sicher durch diese stürmischen Zeiten zu kommen

Einige Leserstimmen:

„Buchstäblich hunderte spirituelle Bücher habe ich schon gelesen – aber dieses ist anders. Der Autorin gelingt das Kunststück, spirituellen Ernst und Eindringlichkeit mit Sanftheit und Güte zu verbinden, so dass ein fast symphonischer, erzählender Sprachstrom entsteht, der mich auf einer Woge der hellen Bewusstheit trägt…“

„Viele von uns kennen wahrscheinlich diesen Moment der Stagnation, wenn es nicht mehr weitergeht. Dieses Buch zeigt, wie man selbst weiterkommen kann und wie man selbst die eigenen Blockaden beseitigt.“

„Das hochaktuelle Buch versteht sich als Leuchtturm in unserer bewegten Zeit, in dem die Dunkelheit scheinbar die Überhand gewinnt – aber eben nur scheinbar, denn die vereinte Kraft all derer, die an sich arbeiten und sich mit ganzem Herzen dem Licht zuwenden, wird ganz sicher siegen. Ich wünsche diesem Juwel an Authentizität und Aufrüttelungspotential gerade in dieser Zeit eine große Schar an licht-bereiten Menschen! “

Entdecken wir das Licht in uns, das heller scheint als alles, was wir uns vorstellen können.

Befreien wir unser Inneres Kind von Angst und Hoffnungslosigkeit und geben ihm die Liebe, das es schon immer verdient hat.

Mit Beispielen zum besseren Verständnis. Hier jetzt erhältlich, sowie in den meisten Online-Buchshops und in der Buchhandlung vor Ort.

Wenn Sie direkt beim Verlag bestellen, dann unterstützten Sie den Autor am besten.