Politik und Gesellschaft

John Bolton – der Falke ist geflogen

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Jeder wusste, dass der Tag kommen würde, kommen musste, denn zu weit gingen die Vorstellungen von John Bolton und Donald Trump in wesentlichen Punkten auseinander. Der Präsident der Vereinigten Staaten und sein Sicherheitsberater haben sich nun getrennt.

Während Bolton schreibt, er habe am Montag seinen Rücktritt angeboten und er sei mitnichten gefeuert, meinte Trump am Dienstag lapidar:

Ich habe John Bolton letzte Nacht darüber informiert, dass seine Dienste nicht länger im Weißen Haus benötigt werden. Genau wie andere in der Administration bin ich mit vielen seiner Empfehlungen überhaupt nicht einverstanden und deshalb habe ich John um seinen Rücktritt gebeten, dem er heute Morgen zustimmte. Ich danke John sehr für seine Dienste. Nächste Woche werde ich einen neuen Sicherheitsbeauftragten vorschlagen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis John Bolton gehen musste. Zu unterschiedlich war von Anfang an die politische Richtung, wenn es um Krieg und Frieden ging. John Bolton, der Falke und Trump, die Taube, hatten keine gemeinsame Agenda. Bolton wollte mehr als einmal schon mit Krieg die Probleme lösen, während Trump es lieber mit Verhandlungen versucht.

Im Fall von Nordkorea scheint es zu gelingen. Die Friedensverhandlungen gehen voran, schleppend, denn nach so vielen Jahren Krieg kann man nicht erwarten, dass die Friedensverträge nur so aus den Ärmeln geschüttelt werden. Gut Ding will Weile haben.

Immerhin hat Trump etwas erreicht, was noch nie ein amtierender Präsident durfte: Er betrat nordkoreanischen Boden. Nur kurz, aber es war ein bedeutungsschwangerer Moment. Inzwischen nennt Trump Kim Jong-un bereits einen guten Freund und verriet, dass beide sich auf den ersten Blick mochten.

Hier ist die Geschichte dazu:

Was die Presse daraus machte, wissen wir. Kein gutes Wort gab es dafür, nur Häme, denn wer mag schon einen Diktator? Schließlich liebt man sich doch am meisten in einem anderen, der einem gleich sei, heißt es.

Als vor einigen Wochen eine Rakete den Iran treffen sollte, hat Trump im letzten Moment einen Rückzieher gemacht. 150 Menschenleben hätte der Angriff gekostet und vielleicht einen Krieg provoziert. Das ist nicht seine Art, er möchte verhandeln.

Mehr dazu gibt es hier:

Am letzten Sonntag, als Trump mit dem afghanischen Präsidenten und den Taliban über einen Frieden und über Truppenreduzierungen verhandeln wollte, kam es nicht dazu, weil die Taliban ihre Verhandlungsposition unbedingt mit einer Autobombe verstärken wollten, bei der außer einem amerikanischen Soldaten noch 11 weitere Menschen getötet wurden. Das war das falsche Argument.

Aber vielleicht war es auch unklug, die Verhandlungen daraufhin abzubrechen und die Afghanen, die bereits in den USA waren, wieder nach Hause zu schicken.

Hat Bolton den Präsidenten hier falsch beraten? Mehr dazu hier:

Friedensgespräche abgebrochen: Trump hat geplantes geheimes Treffen mit Taliban und afghanischem Präsidenten Aschraf Ghani abgesagt

War das wieder einmal ein schlechter Rat des Sicherheitsberaters?

Bei Wikipedia liest man, anstatt eines neutralen Textes, wie man ihn bei einem Lexikon erwartet, stattdessen einen ordentlichen Bias und vor allen Dingen nicht das, was wirklich war:

„Am 10. September 2019 forderte Präsident Trump mittels eines Tweets Bolton zum Rücktritt auf. Er habe in wesentlichen sicherheits- und außenpolitischen Fragen nicht mit Trump übereingestimmt. Kurz darauf reichte Bolton seinen Rücktritt ein.“

Nein, nein und nein. Bolton wurde nicht per Tweet gefeuert, sondern hier wurde lediglich die Öffentlichkeit informiert. Und Trump ging auch gar nicht auf Details ein, wie sie bei Wikipedia beschrieben wurden. Arbeiten dort Hellseher?

Trump, der sich gerne als Präsident der Partei der Vernunft bezeichnet, womit er die Republikaner meint, hat sich hier einen ultrarechten Berater in sein Office geholt. Er ist ein Hawk, sagen die Amerikaner, ein Kriegstreiber. Ein Hawk ist auch ein Falke, ein Raubvogel.

Nach General Michael Flynn, der wahrscheinlich völlig zu Unrecht angeklagt worden war und Generalleutnant H.R. McMasters war John Bolton der erste Sicherheitsberater ohne militärische Ausbildung. Er drückte er sich vor dem Vietnamkrieg, weil er, nach eigener Aussage, nicht auf einem fremden Reisfeld sterben wollte. Später galt der Mann, der nicht in den Krieg ziehen wollte, um nicht sein eigenes Leben zu gefährden, als einer der Architekten des Irak-Krieges unter George W. Bush.

Trump hat bereits im Wahlkampf versprochen, die amerikanischen Kriege zu beenden. Er möchte auch keine weiteren hinzufügen. Mit einem Sicherheitsberater, der lieber Krieg als Frieden spielen will und der ihn falsch berät, wird er dieses Ziel nur schwer erreichen.

So scheint es ein Schritt in die richtige Richtung zu sein, Bolton gehen zu lassen. Am besten dorthin, wo er weniger Unheil anrichten kann: In den Ruhestand.

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