Philosophie

Über die Gefahr, alles zu glauben

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Dieser zeitlose Gedanke Buddhas ist von großer Weisheit geprägt und hat durch alle Zeiten hindurch seine Gültigkeit bewahrt. Er betrifft den Menschen, nicht dessen Kultur, nicht dessen Religion oder dessen persönlichen Ansichten. Er macht uns auf etwas Grundlegendes aufmerksam, was in der heutigen Zeit, in der eher einfach nur konsumiert wird, fast in Vergessenheit geraten ist: Prüft alles, bevor ihr es annehmt!

Ohne dass ich diesen Spruch damals gekannt hätte, habe ich meine Kinder in diesem Sinne erzogen: Nichts einfach alles als gegeben hinnehmen, nur weil ein Lehrer oder eine sonstige „Respektperson“ es gesagt hat und ich habe mich selbst dabei nicht ausgeschlossen. Hier muss man aufpassen, denn einem Dreijährigen kann man das so noch nicht sagen. Aber auch ganz kleine Kinder verstehen bereits, dass man hinterfragen kann und muss. Schließlich tun gerade sie es immer wieder und wollen alles wissen.

Bei uns hat dazu geführt, dass es zu interessanten Diskussionen kam, nicht nur zu Hause, sondern auch in der Schule und der Universität, wo der Sprössling dann auch gelegentlich dem Professor freundlich aber unerschrocken widersprach, wenn er glaubte, es besser zu wissen und Belege dafür vorweisen konnte, die der Prof vielleicht noch nicht kennt. Das hat ihm interessanterweise keine Schelte eingebracht, sondern Hochachtung und etliche Duzfreunde unter den Dozenten.

Wichtig ist, dass man bei allem Widerspruch respektvoll bleibt und die Contenance nicht verliert. Man kann alles sagen, man kann und sollte sogar alles kritisch betrachten, aber wenn man zu anderen Ergebnissen kommt, als sein Gegenüber, dann sollte man nicht die Keule schwingen, sondern auch offen bleiben für Gegenargumente.

Bedingt durch das Internet gibt es heute eine Unmenge Themen und man könnte leicht den Überblick verlieren. Dennoch – bevor man seinem besten Freund eventuell glaubt, dass die Erde ein Würfel sei, sollte man sich informieren. Umfassend, und nicht auf die vielen Videos und und scheinbaren Beweise hereinfallen, die sicherlich inzwischen produziert worden sind. [Dies ist nur ein fiktives Beispiel, mehr nicht.]

Wir werden heutzutage mit vielen Tricks hereingelegt. Die sind nicht nur auf der visuellen Ebene zu bestaunen, wo man inzwischen schier Unglaubliches zustande bringt und sogar schon Software bereitgestellt hat, die jeder benutzen kann, um eine Scheinwelt zu erstellen, sondern sie sind insbesondere auch im Bereich des Wortes zu finden.

Es wird oft munter drauflos behauptet und wenn es irgendwo geschrieben steht oder in einem kleinen Filmchen besprochen wird, dann glaubt der normale Mensch das leider immer noch sehr leicht und hinterfragt es nicht. Besonders dann, wenn diese Dinge dann von anderen kopiert und damit oft weiter verbreitet werden.

Allerdings ist die Masse der Verbreitung kein Gütesiegel für Wahrheit. Man muss genau schauen, woher es kommt, am besten zum Ursprung zurückverfolgen und dann man sieht eventuell auch den, der das Gerücht in die Welt gesetzt hat.

Ein sehr interessantes Beispiel, wie die stete Wiederholung von etwas wirkt, habe ich soeben im Autoradio gehört. Da ging es um die Politik Donald Trumps. Er wurde als unzuverlässig, wankelmütig, unberechenbar und vor allen Dingen als ein Kriegstreiber dargestellt. Dem Ton nach hatte ich keinen Zweifel, dass dieser Mann überzeugt war von dem, was er sagte.

Mein erster Impuls war: Diesen Quatsch mag ich mir nicht anhören und ich wollte den Sender wechseln. Aber dann habe ich doch zugehört und es kam die ganze Palette von Vorurteilen, die man seit zwei Jahren hört.

Wenn man sich nun – ganz neutral – die Mühe macht, das zu recherchieren, dann fällt auf, dass keine dieser Aufzählungen auch nur annähernd zutrifft. Ganz im Gegenteil: Es gab noch nie einen Präsidenten – jedenfalls kenne ich keinen – der seine Wahlversprechen so akribisch abarbeitet, wie dieser Amerikaner und von einer Kriegslust vermag ich auch nichts wahrzunehmen. Ganz im Gegenteil: Gerade hat er, wahrscheinlich zusammen mit Amerikas „Todfeind“ Putin und dem Chinesen Xi,  ein Volk wieder zusammengebracht, das seit 65 Jahren immer noch keinen Friedensvertrag unterzeichnete: Nord- und Südkorea. Diese Fakten kann man aus sicheren Quellen nachlesen, wenn man es nicht zeitgleich verfolgt hat und somit sowieso informiert ist.

Das, was derzeit in den Medien geschieht, nennt sich Bias. Vorurteil. Seit zwei Jahren wird nichts anderes erzählt, weil dieser Präsident es eigentlich nicht werden sollte. Die Favoritin verlor. Man diskreditiert ihn nun bewusst und verstärkt durch stete Wiederholung das, was man vermitteln möchte. Einige mögen wissen, dass sie lügen, andere – wie bei diesem Radiointerview – fallen selbst drauf rein.

Wie viele Menschen glauben nun den Medien, die das berichten? Wie viele Menschen informieren sich wirklich, am besten direkt an der Quelle, denn diese Möglichkeit haben wir dank Internet alle? Wir müssen sie nur nutzen.

Wir leben heute in einer Zeit, in der jeder seine Meinung – noch! – veröffentlichen kann und diese oft als Fakt hinstellt. Ich sehe es auch an den vielen YouTube-Beiträgen, die hier oft überhaupt nicht unterscheiden, sondern munter drauflos interpretieren.

Ein Mensch, der nur konsumiert und dem eine gesunde Kritik weder zu hause noch in der Schule beigebracht wurde, der saugt das alles in sich auf und entsprechend viel Ungereimtes hört man gelegentlich wieder im Output von solchen, die offenbar alles glauben.

Gerade heute ist es aber besonders wichtig, bei der Überflutung mit Nachrichten, kleinen eigenen Videos, den vielen Blogs und vor allen Dingen auch der Einheitspresse, dass wir uns die Mühe machen und selbst hinterfragen. Dass wir wirklich alles überprüfen und nicht als gegeben hinnehmen. Die vielen Medien laden mehr denn je dazu ein, auch Schabernack mit den Menschen zu treiben und dass es Operation Mockingbird tatsächlich gibt, hat ein öffentlich gestellter Report einer US dot gov Seite bewiesen. Findet man über Suchmaschinen.

Die Intelligenz der Menschen setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. So fand man heraus, dass das Gedächtnis im Laufe der Jahrzehnte immer besser geworden ist, und zwar stetig ansteigend. Allerdings gibt es seit den 90er Jahren Abzüge, die Urteilsfähigkeit betreffend.

Was aber nutzt uns ein hervorragendes Gedächtnis, wenn wir die Fakten nicht einordnen können? Wenn wir nur nach behalten, aber nicht mehr die Zusammenhänge verstehen? Und warum können wir die Fakten nicht mehr einordnen? Könnte es eventuell auch damit zusammenhängen, dass seit den 90er Jahren Kommunikationsmedien wie Computer, kurz danach schon  Internet und Handys, weltweit im Vormarsch sind und man sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen kann? Könnte es sein, dass die Welt immer virtueller geworden ist? Könnte die Informationsflut einfach zu viel sein für den normalen Menschen, sodass er – reizüberflutet – abschaltet und allmählich verlernt, zu differenzieren?

Was ist uns wirklich verloren gegangen? Auf was haben wir verzichtet, um dieser neuen Sucht nach Information, Mitteilung und auch Selbstdarstellung nachgehen zu können? Was genau hat offenbar vielen Menschen ihre Urteilsfähigkeit genommen, sodass sie nur noch konsumieren und wiedergeben, was andere ihnen als Gedankenbrocken hingeworfen haben?

Und wie können wir diesen Kreislauf durchbrechen?

Nun, wir könnten beginnen, wachsamer zu sein, uns nicht mehr nur einseitig informieren sondern versuchen, alle Seiten zu betrachten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das zeitaufwändig und manchmal auch mühsam ist, aber am Ende kann man sagen: ‚Das ist meine ehrliche Meinung dazu. Ich habe gründlich recherchiert und kann euch das auch belegen.‘

Wir sollten uns selbst überzeugen und nicht durch geschickte Rhetorik fremdbestimmen lassen.

(cmh)

Foto by Priyanka250696 [CC BY-SA 4.0],  Wikimedia Commons

 

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