Gesundheit Wissen

Genmanipulation – Überraschendes Urteil durch Europäischen Gerichtshof

Pinterest LinkedIn Tumblr

Der Europäische Gerichtshof hat ganz im Sinne der Verbraucher entschieden, als er CRISPR*, die Genschere, mit der man Gene aus dem Erbgut von Pflanzen entfernen und neue hinzufügen kann, zu den  genetisch veränderten Organismen (GVO) im Sinn der EU-Richtlinie zählte. Das bedeutet im Klartext,  dass sie für den Konsumenten als solche gekennzeichnet werden müssen.

Natürlich geht jetzt ein Aufschrei durch die Wissenschaft, die das für Unsinn hält. Warum muss der Verbraucher extra darauf aufmerksam gemacht werden, dass er hier nicht mehr die reine Natur genießt, sondern ein von Menschen verändertes Produkt? Es ist doch alles so harmlos!

Das Ungefährliche sehen die Schöpfer und Befürworter dieser Methode darin, dass man mit der sogenannten Genschere einzelne Gene herausschneiden kann, Eigenschaften, die man der Pflanze gerne nehmen würde, um dann entweder ein anderes Gen einzusetzen oder die beiden losen Enden jetzt einfach miteinander zu verbinden. Falls man sich entschließen würde, ein  Gen zu implantieren, dann käme das aus der gleichen Pflanzengruppe. Damit kann man sie von herkömmlichen Züchtungen nur durch ihre neuen, gewünschten Eigenschaften unterscheiden, die nunmal durch Gentechnik entstanden sind.

GRNA-Cas9

By marius walter [CC BY-SA 4.0, from Wikimedia Commons]

Also – harmloser geht’s doch gar nicht mehr! Oder?

Wollte der Verbraucher nicht immer schon ein Produkt, das weniger Pestizide braucht oder der Allergiker endlich mal eine Erdnuss essen können, die allergenfrei ist? Würde der Bauer sich nicht freuen, wenn sein Getreide auch bei Trockenheit wächst und gute Erträge bringt?

Dazu kommt noch der merkantile Faktor, denn man sagt, die Züchtungen könnte man schnell und preiswert in die Höhe ziehen.

Klingt doch alles ganz harmlos, oder?

Das jedenfalls scheint die Meinung mancher Agrarwissenschaftler und Biolandwirte zu sein, die hier kein Risiko für den Verbraucher sehen und sich wünschen würden, dass auch die Verbraucher die Vorteilen sehen könnten, die eine „ökologischere und nachhaltigere Landwirtschaft“ mit sich bringen würde.
Wir begrüßen das Urteil, denn der Verbraucher sollte schon vor dem Kauf selbstverantwortlich erkennen und entscheiden können, was er isst. Kunden von Bioläden sind normalerweise keine Freunde von Gentechnik. Von daher haben die Richter mal alles richtig gemacht. Danke dafür!
Die französische Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier und die US-Biochemikerin Jennifer Doudna erhielten den Nobelpreis für Chemie dafür, dass sie diese revolutionäre Methode fanden, Gene gezielt zu bearbeiten.

Weiterführende Informationen zu CRISPR

Die Genschere , bestehend aus dem RNA-Molekül CRISPR und dem Enzym Cas9-Cas9 war geboren, mit der das Genom ven Lebewesen verändert werden kann, indem bestimmt Genabschnitte auf der DNA herausgeschnitten und durch andere ersetzt werden. Diese Methode, Genome Editing genannt, in der menschlichen Keimbahn anzuwenden, ist in Deutschland verboten, da dies neben vielen Chancen auch große Risiken birgt.

CRISPR steht für „Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats” und ist eine Methode, die ursprünglich in Bakterien entdeckt wurde, die diese Technik nutzen, um sich gegen virale Angriffe zu verteidigen. Dies ist also Teil ihres Immunsystems.

Die Funktionsweise der CRISPR-Technologie basiert auf der Zusammenarbeit zweier Hauptkomponenten: der Guide-RNA (gRNA) und dem Cas9-Protein. Die Guide-RNA ist speziell entwickelt, um eine bestimmte DNA-Sequenz im Genom zu erkennen und zu binden. Diese gRNA enthält eine kurze Sequenz, die komplementär zu der Ziel-DNA ist, was eine präzise Erkennung und Bindung ermöglicht. Sobald die gRNA die Zielsequenz gefunden hat, führt sie das Cas9-Protein zu dieser Stelle.

Das Cas9-Protein, eine sogenannte Endonuklease, ist das „Werkzeug”, das den präzisen Schnitt in der DNA vornimmt. Nachdem die gRNA das Cas9-Protein an die Zielsequenz gebracht hat, bindet Cas9 an die DNA und führt einen Doppelstrangbruch durch. Dieser Bruch stellt einen entscheidenden Schritt im CRISPR-Prozess dar, da er den Zellen die Möglichkeit bietet, ihre eigenen Reparaturmechanismen zu aktivieren.

Nach dem Schnitt der DNA durch das Cas9-Protein treten zwei Hauptreparaturmechanismen in Kraft: die nicht-homologe End-Joining (NHEJ) und die homologe Rekombination (HDR). NHEJ ist ein schneller, aber oft fehleranfälliger Prozess, bei dem die DNA-Enden direkt wieder verbunden werden. Dieser Mechanismus kann zu kleinen Einfügungen oder Deletionen an der Schnittstelle führen, was unter Umständen zur Inaktivierung von Genen genutzt werden kann. HDR hingegen ist präziser und nutzt eine homologe DNA-Sequenz als Vorlage zur Reparatur des Bruchs. Durch Bereitstellung einer DNA-Matrize besteht die Möglichkeit, gezielt gewünschte Sequenzen in die DNA einzufügen.

Eine weitere wichtige Komponente der CRISPR-Technologie ist die Anpassungsfähigkeit der gRNA. Forscher haben die Möglichkeit, die Sequenz der gRNA zu verändern, um nahezu jede gewünschte Ziel-DNA-Sequenz zu erkennen. Diese Flexibilität eröffnet eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten, von der Entfernung schädlicher Gene bis hin zur Einführung nützlicher genetischer Eigenschaften. Die Erstellung von Bibliotheken mit verschiedenen gRNAs ermöglicht sogar groß angelegte Genom-Screenings, um die Funktion von Tausenden von Genen gleichzeitig zu untersuchen.

Ein wesentlicher Fortschritt in der Weiterentwicklung der CRISPR-Technologie ist die Entdeckung und Entwicklung neuer Cas-Proteine mit unterschiedlichen Eigenschaften. Während Cas9 am weitesten verbreitet ist, bieten andere Cas-Proteine wie Cas12 und Cas13 einzigartige Vorteile. Cas12 beispielsweise schneidet nur einen DNA-Strang und kann so gezielter und schonender Veränderungen vornehmen. Cas13 hingegen zielt auf RNA ab, was möglicherweise neue Möglichkeiten zur Regulierung der Genexpression eröffnet.

Ein wesentlicher Fortschritt in der Weiterentwicklung der CRISPR-Technologie ist die Entdeckung und Entwicklung neuer Cas-Proteine mit unterschiedlichen Eigenschaften. Während Cas9 am weitesten verbreitet ist, bieten andere Cas-Proteine wie Cas12 und Cas13 einzigartige Vorteile. Cas12 beispielsweise schneidet nur einen DNA-Strang und kann so gezielter und schonender Veränderungen vornehmen. Cas13 hingegen zielt auf RNA ab, was möglicherweise neue Möglichkeiten zur Regulierung der Genexpression eröffnet.

Vorteile dieser Methode:

1. Medizinische Forschung: CRISPR kann genutzt werden, um genetische Krankheiten zu behandeln oder sogar zu heilen, indem defekte Gene repariert oder ersetzt werden. Es handelt sich um eine schnelle, kosteneffiziente und präzise Methode, um genetische Veränderungen vorzunehmen. Ein besonderer Vorteil ist die Möglichkeit, genetische Krankheiten zu behandeln, die bisher als unheilbar galten. Die Reparatur oder der Austausch defekter Gene könnte dazu beitragen, Krankheiten wie Mukoviszidose oder Sichelzellenanämie effektiv zu behandeln.

2. Landwirtschaft: Dies könnte zu einer nachhaltigeren und produktiveren Landwirtschaft führen. Darüber hinaus könnte CRISPR die Landwirtschaft verändern. Durch gezielte Genmanipulation könnten Pflanzen entwickelt werden, die resistenter gegen Krankheiten, Schädlinge oder extreme Wetterbedingungen sind. Dies könnte nicht nur die Erträge steigern, sondern auch den Einsatz von Pestiziden und anderen Chemikalien reduzieren, was sowohl ökologisch als auch ökonomisch von Vorteil wäre. Beispielsweise könnten trockenheitsresistente Pflanzen in Regionen mit Wasserknappheit das Risiko von Ernteausfällen verringern und damit Hungersnöte vermieden werden.

3. Grundlagenforschung: CRISPR ermöglicht es Wissenschaftlern, die Funktionen einzelner Gene besser zu verstehen und die genetischen Grundlagen von Krankheiten und biologischen Prozessen zu erforschen. Es handelt sich um eine schnelle, kosteneffiziente und präzise Methode, um genetische Veränderungen vorzunehmen.

Kritik:

Es besteht die Sorge, dass unbeabsichtigte genetische Veränderungen auftreten könnten, die möglicherweise negative Folgen haben. Diese sogenannten Off-Target-Effekte könnten zu unvorhersehbaren gesundheitlichen oder ökologischen Problemen führen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass umfassende Sicherheitsstudien durchgeführt werden, bevor CRISPR-basierte Produkte auf den Markt kommen.

Die Möglichkeit, menschliche Embryonen genetisch zu verändern, wirft komplexe ethische Fragen auf. Obwohl die Korrektur genetischer Defekte bei Embryonen das Potenzial hat, schwere Erbkrankheiten zu verhindern, besteht die Gefahr des Missbrauchs. Es könnte zu einer Gesellschaft führen, in der sogenannte „Designer-Babys” gezüchtet werden, bei denen nicht nur Krankheiten, sondern auch gewünschte Eigenschaften wie Intelligenz oder Aussehen manipuliert werden. Diese Vorstellung wirft erhebliche soziale und ethische Fragen auf.

Ein weiterer Aspekt ist die wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit. Der Zugang zu CRISPR-Technologien könnte ungleich verteilt sein, was bestehende Ungleichheiten verschärfen könnte. Während wohlhabende Länder möglicherweise in der Lage sind, von den Vorteilen dieser Technologien zu profitieren, könnten ärmere Länder und Bevölkerungsgruppen zurückgelassen werden. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass die Entwicklung und Verbreitung von CRISPR fair und inklusiv gestaltet wird, um sicherzustellen, dass die Vorteile dieser Technologie allen zugutekommen.

Während die Technologie sich weiterentwickelt, ist es wichtig, dass strenge Regulierungen und ethische Richtlinien eingehalten werden, um die Sicherheit und das Wohl aller Lebewesen zu gewährleisten.

Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, CRISPR-Produkte als genetisch veränderte Organismen zu kennzeichnen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz und Verbraucherschutz. Sie ermöglicht den Verbrauchern, informierte Entscheidungen zu treffen und trägt dazu bei, das Vertrauen in die moderne Wissenschaft und Landwirtschaft zu stärken.

Ethik:

Es wird in Zukunft sicherlich revolutionäre Methoden geben, Krankheiten zu besiegen, für die wir heute noch kein Mittel gefunden haben. Und das ist gut so. Designer-Babys sind allerdings nicht das Ergebnis einer Krankheit, sondern eher  das Ergebnis megalomanisch veranlagten Individuen, die Gott spielen wollen. Wir können noch nicht mal ein Schaf ordentlich klonen. Wir sollten die Finger davon lassen.

Beitragsfoto

Lesen Sie auch:

Studien: Forscher warnen – Genveränderte Nahrungsmittel schädigen unsere Gene – Ausmaß noch nicht abzusehen

Write A Comment